Methoden und Strategien des Dolmetschens: Techniken zur Bewältigung einfacher Problemstellungen werden im komplexen psycho-kognitiven Geflecht der Simultan- und Konsekutivsituation innerhalb der Zeitscheibe einerseits und über der Zeitachse andererseits zu Strategien vernetzt. Diese lassen sich metaphorisch beschreiben, konkret nach definierten, textsortenspezifischen Kriterien in ihren komplexen Auswirkungen bewerten und in verschiedenen Modellen abbilden. Die methodisch-wissenschaftliche Dekonstruktion und strukturierte Modellierung des Simultandolmetschens in seine Konstituenten und Prozesse stellt am IÜD die Grundlage des Heidelberger Modells dar.
HS I: Grundstrategien, methodische Konzepte, konzeptuelles Ordnen der beteiligten Prozesse und semantische Verdichtung
HS II: Hochleistungsfähige Dolmetschstrategien und Workflow beim Dolmetschen
Im Seminar HS I werden also die theoretischen, methodischen und konzeptuellen Grundlagen für eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung zum Konferenzdolmetscher gelegt. Diese Kompetenz soll mit der Performanz in den Dolmetsch-Übungen eng verzahnt entwickelt werden. In den begleitenden Workshops “Dolmetsch-Strategien” werden daher zunächst die Grundstrategien des Dolmetschens anhand von Textbeispielen gemeinsam mit den Studierenden beschrieben, systematisiert und geordnet.
Workshop “Strategien” als Teil des HS Dolmetschwissenschaft
Lernziel: Wissenschaftlich fundierte Vermittlung grundlegender Fertigkeiten bei der Auswahl, Anwendung und Koordination von Dolmetschstrategien in Abhängigkeit von Textsorte, Fachlichkeitsgrad, Dolmetschmodus (konsekutiv oder simultan) und Sprachrichtung. Erwerb des Methodeninventars. Begründung der Entscheidung zwischen Strategien.
0.1 Einführende Lektüre:
Websites: digilab.iued.uni-heidelberg.de, Orcit.
Gillies Conference Interpreting: A Student’s Practice Book
R.Setton Conference Interpreting – A Complete Course
Sylvia Kalina Strategische Prozesse beim Dolmetschen
Ch. Nolan Interpretation Techniques and Exercises
Gillies A Short Course to Consecutive
0.2 Grund-Strategien des Dolmetschens im Heidelberger Modell:
- Sinnstruktur der Rede erkennen:
Makro (Themenprog) -> HD ContentMap (Gillies)
Mikro (Chunks + Kohäsion) -> log Verbindungen/Chunks und Semantische Verdichtung
KoTxt (Skopos Ws/Handlungstheorie/Periprozess Kalina) -> Workflow, Register & Funktion
- Voraktivierung
lexikalische
thematische
strategische
- Kognitionsspitzen erkennen
Lexik
Realien
Log.Dichte
Gedächtnis/EVS-Mgmt
- Strategien zur Umverteilung
Zeitachse (stalling/preemting)
Zeitscheibe (Nominalisieren)
- Gedächtnis-Optimierung
Top-Down vs. Bottom-Up
LiFo: Last in First Out
Cluster-Bildung und Vernetzung
Kohäsion, Kohärenz und Themenprogression
- Komplexe Versprachlichung – Put it succinctly
Konjunktive
Syntax
Verben: Zeiten, Genus, Modus & KohäsioN
Übung 1: Strukturübung nach dem Heidelberger Modell
1.0 Text gliedern: Themenprogression mit Content Map
1.1 Skopos einordnen
1.2 Chunks & Semantische Verdichtung
1.3 Kohäsion&KonjunktioneN
Übung 2: Erkennen und Benennen von Schwierigkeiten
2.0 Aktives vs. passives Wissen
2.1 Benennung ist bekannt, Bedeutung nicht
2.2 Inhaltliche&Skopos-Lücken
2.3 aktive Konzeptualisierung
Synthese: bewerten Sie bitte die Vor- und Nachteile der Strategien anhand der Textbeispiele in in ihren Auswirkungen (Entlastungspotenzial) auf die Einzelkapazitäten und Prozesse.